Am 10 Juni haben wir wie geplant einen weiteren Vortrag in unserer VEFPU Vortragsreihe durchgeführt. Professor Hanel vom Thünen Institut referierte über die Population des europäischen Aals. Die Zoom Technik funktionierte einwandfrei, so dass ungefähr 80 Zuhörer in den Genuss eines überaus interessanten Vortrages kamen.
Herr Hanel leitet das Thünen Institut für Fischereiökologie mit einem Forschungsschwerpunkt auf Wanderfischen und gilt als international anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der Aalforschung.
Der Vortrag basierte auf den Positionen und Forschungsergebnissen des ICES (International Council for the exploration of the sea). Unter folgendem link sind die ICES Positionen zum europäischen Aal zusammengefasst.
ICES zum Aal
In dem kurzweiligen Vortrag berichtete Herr Hanel über den katadromen Lebenscyclus des Aals, der mit dem Schlupf der Larve in der Sargassosee beginnt, über den Golfstrom nach 1 bis 3 Jahren an die europäischen Küsten gelangt, sich zum Glasaal wandelt, um dann die Mündungsbereiche und Flüsse für den größten Abschnitt seines Lebens als Gelbaal zu besiedeln. Nach frühestens 10 Jahren wandert er als Blankaal zurück zur Sargassosee, um dort zu laichen und zu sterben.
Herr Hanel beichtete eindrucksvoll über die Schwierigkeiten der Aalforschung. Vor allem die Phasen der Laichwanderung, der Eiablage und der Larvenstadien lassen viele Fragen offen. So ist immer noch nicht bekannt, wo die Aale genau in der Sargassosee laichen und sterben. Ebenfalls unklar ist die Zusammensetzung der Nahrung der jungen Aallarven.
Als ein Beispiel für die Probleme der Aalforschung nannte Herr Hanel die Besenderungstechnik von Aalen, um sie zu verfolgen und so den Ort des Laichgeschehens zu identifizieren. Geeignete größere Sender sind schlicht zu schwer für einen Aal und führen zum Verenden des Aals vor Erreichen der Sargassosee. Kleinere Sender geben ihre Funktion vor erreichen der Sargassosee auf.
Im folgenden sind einige Punkte des Vortrags stichpunktartig zusammengefasst:
Die Aalpopulation geht dramatisch zurück. Eine Differenzierung nach einzelnen Populationen z.B. nach Flussgebieten gibt es nicht. Der europäische Aal bildet eine Gesamtpopulation. Entsprechend groß ist der Koordinierungsaufwand für Schutzmaßnahmen, die von allen Ländern des Verbreitungsgebietes umgesetzt werden müssen.
Die EU Aalrichtlinie orientiert sich an die Empfehlungen der Wissenschaft und gibt als Ziel für die Aalpopulation 40 Prozent des ursprünglichen Aalbestands aus. Die Umsetzung der Richtlinie muss in den jeweiligen Ländern erfolgen, dieses geschieht sehr unterschiedlich und eine Erreichung der Zielsetzung ist derzeit auch langfristig nicht in Sicht.
Der Großteil der bei uns in Schleswig-Holstein gefangenen Aale sind Besatzaale. Der Anteil an Besatzaalen liegt nahe 100 Prozent. Es wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert, ob diese Besatzaale den Weg in die Sargassasee zum Laichen finden. Die einen sagen ja, da es keine Gegenbeweis gibt. Die anderen glauben, dass die Besatzaale die Navigationsfähigkeit verloren haben und so nicht in der Lage sind den Weg zurück zu finden.
Aus einer Populationssicht wäre es unabhängig des vorherigen Punktes sinnvoll die wenigen und kostbaren Glassaale für den Besatz in die Lebensräume zu verbringen, die naturnah und sauber sind. So würde die Population insgesamt bestmöglich gestützt. Solche Lebensräume sind zum Beispiel in Irland zu finden. Unsere hiesigen Gewässer sind es nicht. Herr Hanel erläuterte die PCB Belastung mit Giften der hiesigen Aale in einem Satz: „Wer Gift essen möchte, der esse einen Aal!“ Die Belastung mit Giften der Aale resultiert aus den Gewässerverschmutzungen, der bodennahen Lebensweise des Aals und seines hohen Giftspreicherpotenzials als sehr fetthaltigem Fisch. Insbesondere der Verzehr von selbstgeangelten Elbaalen ist nicht ratsam.
Es wurden noch viele weitere Punkte angesprochen. Herr Hanel nahm sich die Zeit für die Beantwortung zahlreicher Fragen aus dem Auditorium. Auf die abschließende Frage, ob es bei dem Aal 5 vor 12 oder 5 nach zwölf ist, wurde Herr Hanel nachdenklich. Eine wissenschaftliche Aussage kann dazu nicht getroffen werden. Es gibt ein Maßnahmenpaket, welches dem Aal helfen können:
– Stopp der Befischung
– Stopp der Glasaalfangs
– Renaturierung der Süßwasserbereiche, insbesondere Fließgewässer (Durchgängigkeit, Keine Einträge aus Industrie und Landwirtschaft, naturnahe Verlaufsentwicklung,…)
– Konsequente Fortführung der Aalforschung
Ob wir es mit den vielen beteiligten Interessen und Ländern hinbekommen diese Maßnahmen konsequent umzusetzen, erscheint zweifelhaft.
Zum Abschluss der Veranstaltung dankte der erste Vorsitzende des VEFPU Lars Wode Herrn Hanel für den tollen Vortrag. Ein kleines Geschenk in Form eines handgefertigten Wanderstocks wurde virtuell von Jörg Hantelmann überreicht. Dieser wird zusammen mit einer Einladung zum Essen Herrn Hanel überreicht, sobald er wieder in der Probstei weilt.