Heikendorfer Mühlenau

Gewässer in Heikendorf und Ihre vielfältigen Tierarten

Aus dem Meer stiegen zur Herbstzeit die schweren Meerforellen hinauf in den kiesigen Bach zum Laichen. Silbrige Neunaugen und fette Schnäpel stellten sich ein, sowie Stichlinge und bunte Barsche. So fanden die ersten Siedler unseres heutigen Dorfgebietes (vor ca. 400 Jahren) die beiden Hauptwasserläufe vor.

Neben dem verschwundenen Lasbek (Lachsbach)welcher im letzten Abschnitt zwischen dem Gebiet Tobringer und Korügen verlief und abgesehen von einem kleinen Oberflächenverlauf im Bereich des Waldes der Bogensportgruppe heute zu fast 100% verrohrt, verschüttet und versiegelt ist, gab es in der Heikendorfer Vergangenheit auch kleinere Fließgewässer –z.B. der damalige Verlauf eines kleinen Baches von Neuheikendorf über Kirche, Gärtnerei, Künstlermuseum in die Niederung der Bulaschen Wiese am Fördekindergarten und weiter in die Ostsee (vor 50 Jahren haben die Kinder im Bereich der heutigen Bushaltestelle- Künstermuseum noch Stichlinge gefangen).

Seit Ende der 50iger Jahre sorgt aber ein ziemlich ausgedehntes Netz von Gräben, Sielen, Vorflutern des Regenwassers für die Kanalisation und eine immer mehr ansteigende Versiegelung der unbebauten Grundstücke dafür, dass nur die Mühlenau bzw.im Zulaufbereich zum Dammteich -Mühlenbach in Heikendorf als noch existentes Fließgewässer sichtbar sind

Die Heikendorfer Mühlenau

Die Heikendorfer Mühlenau bildet als Fließgewässer mit umgebender Aue ein zentrales Grünelement der Gemeinde Heikendorf.

Die Au gliedert sich grob in drei Teile. Der Zulauf des Dammteiches verbindet die Quellgebiete des Schüttbrehms und Neuheikendorf südlich der B502, um dann nördlich der B502 in den Dammteich zu münden. Der Dammteich selbst ist ein durch die Straße Teichtor angestauter Teich mit umgebendem Schilfgürtel und angrenzenden Salix Pflanzengesellschaften. Er dient Brut und Zugvögeln als Lebensraum. Der dritte Teil reicht vom Abfluss des Dammteiches bis zur Mündung.

Abbildung 1: Wehr am Dammteich und Abflussrohr während der Duerre 2018

Der Dammteich fliesst über ein für Fische nicht überwindbares Wehr ab, unterquert die Strasse und fließt in Richtung Ostsee durch teils naturnahen Wald und Schilfbiotope in die Heikendorfer Bucht ab. Die Au unterhalb des Wehrs ist Habitat für Eisvogel, Wasseramsel sowie Fischarten der Bachaue. Die Meerforelle zieht jedes Jahr in diesen Bereich zu ihren Laichplätzen.

Abbildung 2: Typisches Laichhabitat für Meerforellen

Problematik/ Handlungsfelder

Verbauungen im Mündungsbereich
Die Verbauung im Mündungsbereich hindert die Au an der Ausbildung eines naturnahen Mündungsbereiches. Allerdings ist der Mündungsbereich so gestaltet, dass eine Fischmigration von z.B Aal und Meerforelle möglich ist. Hier wird derzeit von Verbesserungsmaßnahmen abgesehen.

Flussbegradigungen und Sandablagerungen
Durch die künstliche Begradigung fehlen die für einen Bach typischen geschwungenen Verläufe. Es entstehen kanalisierte oft versandete Bachverläufe. Ein natürlicher mäandrierender Bachverlauf bewirkt eine vielfältige Strukturierung mit Kolken und Rauschen. Unterspülungen, langsam und schnell fließende Bereiche bieten vielfältigen Lebensraum und damit Artenreichtum. Versandete Bereiche werden freigespült und werden zu kiesgeprägten Bereichen mit den für Kleinlebewesen wichtigen Lückengefügen als Lebensraum.

Insbesondere im Bereich zwischen Wald und Mündung besteht hier Handlungsbedarf. Durch einfache Maßnahmen wie Einbringen von Findlingen wird der Bach zum Pendeln gebracht und so eine Entwicklung zum naturnahen Bachverlauf angestoßen.

Zaunbau, Gartenabfall und Kanalisierung mit Holz und Beton
Einzelhindernisse verhindern die naturnahe Ausprägung des Bachverlaufs und sind relativ einfach zu beheben, so es rechtlich möglich ist. Gemäß Satzung der Gemeinde Heikendorf sind hier Handlungsmöglichkeiten. In dem ausgewiesenen Schutzgebiet ist ein Eingriff durch den Menschen verboten und muss rückgebaut werden.

     

Abbildung 3: Frisch gebaute Bachbegradigung durch Holzverbau. Záun im Schutztzgebiet (gemäß Satzung nicht zulässig)

Dieses ist der Fall im Bereich Fussgängerbrücke zwischen Teichtor und Struckkoppel. Konkret muss der Zaun, die Bachbegradiung durch Holzverbauung und das Einbringen von Gartenabfällen unterbunden werden. Zusätzlich ist das Mähen im Schutzgebiet zu unterlassen.

Unterquerungen: Teichtor und B502
Beide Unterquerungen sind grundsätzlich durchgängig für Lebewesen. Allein die Bodenbeschaffenheit mit Beton verhindert die Migration von Kleinstlebewesen flussaufwärts.
Die Unterquerung sollte mit einer Kieseinbringung gepaart mit stabilisierenden Findlingen für Kleinstlebewesen passierbar werden.

Wehr am Teichtor
Das Wehr am Teichtor staut den Dammteich und unterbindet eine bachaufwärtsgerichtete Migration jeglicher Art. Grundsätzlich bildet der Dammteich ein wertvolles Biotop an sich. Eine Aufwertung des gesamten Ökosystems Heikendorfer Mühlenau könnte durch einen Umbau des Wehrs erreicht werden, der die Staufunktion erhält und gleichzeitig eine Migration ermöglicht. Ideal wäre die Errichtung einer Sohlgleite. Sohlgleiten ermöglichen eine Migration von Makro und Mikrofauna in beide Richtungen. Kleinstlebewesen können innerhalb des Lückengefüges der Solgleite migrieren. Fischtreppen ermöglichen dieses in der Regel nur für größere Fische, die den Strömungswiderstand mit Muskelkraft überwinden können.

Maßnahme: Untersuchung von Handlungsoptionen und Prüfung auf Machbarkeit. Insbesondere muss die Förderfähigkeit einer Sohlgleite und die Grundstücksbesitzverhältnisse geklärt werden. Ohne Förderung und Erwerbsmöglichkeit der benötigten Flächen ist die Umsetzung einer Sohlgleite nicht möglich.

Weitere Handflungsfelder

Ölsperre oberhalb des Dammteiches
Hier ist eine künstliche Oberflächensperrung im Bachbereich durch ein fachmännisch verankertes Plastikstück errichtet. Sinn und Zweck erschließen sich erst nach Klärung mit der Gemeinde: Das Bauwerk dient als Ölsperre im Falle eines Unfalles auf der B502. Es wäre denkbar, dass dabei Öl nach einem solchen Unfall in die Au gelangt. Damit dieses Öl nicht in den Dammteich gelangt, ist die Ölsperre an einer Stelle erbaut worden, die für die Feuerwehr gut erreichbar ist.

Abbildung 4: Verbauung oberhalb des Dammteiches

Landwirtschaftlicher Eintrag im Quellbereich
Im Bachbereich südlich der B502 grenzen landwirtschaftliche Flächen direkt an die Mühlenau, entsprechend ist mit landwirtschaftlichen Einträgen in die Mühlenau zu rechnen. Derzeit gibt es keine Messungen der Wasserqualität. Dieses soll zügigst etabliert werden. Zunächst ist ein Messkonzept zu erarbeiten, welches wissenschaftlichen Standards genügt. Parallel dazu sollen Möglichkeiten zum Flächenerwerb oder Pacht dieser angrenzenden Flächen erarbeitet werden.

Verrohrung Richtung Schüttbrehm
Der Bachbereich vom Lehmkamp bis zur B502 ist im oberen Teil verrohrt, ebenso der Zufluss von Gut Schrevenborn. Ziel ist es grundsätzlich die Mühlenau aus der Verrohrung herauszuholen. Dieses ist derzeit nur durch Freiwilligkeit des Grundeigentümers zu erreichen und wird zunächst zurückgestellt. Ein Kauf der Flächen ist derzeit nicht finanzierbar. Sobald hier Möglichkeiten der Finanzierbarkeit absehbar sind, kann hier ein Handlungsfeld entstehen.

Eisvogel
Der Eisvogel wird an der Mühlenau gesichtet, allerdings ist in den letzten Jahren kein Bruterfolg nachgewiesen. Die im letzten Jahrtausend aufgestellten Nisthilfen erfüllen nicht mehr ihren Zweck.

Es sollen Nisthilfen für die nächste Brutsaison aufgestellt werden. Zusätzlich müssen regelmäßige ornithologische Beobachtungen durchgeführt werden, um eine verbesserte Einschätzung zur Eisvogelpopulation zu erlangen. Hier ist die Einrichtung von Fotofallen sinnvoll