Aalpositionspapier

Der Europäische Aal

Ein einzigartiger Zyklus – und seine Konsequenzen

Der Europäische Aal (Anguilla Anguilla) ist einer der faszinierendsten und zugleich rätselhaftesten Fische der Welt. Dies gilt insbesondere für seinen Lebenszyklus, der unter Fischen untypisch und ausgesprochen komplex ist.

Aale schlüpfen in der Sargassosee im Bermuda-Dreieck vor der Küste Floridas. Von dort aus gelangen die sogenannten Weidenblattlarven nach etwa drei Jahren mit den nordatlantischen Meeresströmungen, hauptsächlich dem Golfstrom, an die Küsten Europas.

Als Glasaale wandern die rund sieben Zentimeter großen Jungtiere dann in die Flussmündungen ein, steigen in den Flüssen auf und gelangen auch in Seen. Innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Jahre wachsen sie sodann als Gelbaale zur Geschlechtsreife heran. Nach einer kompletten körperlichen Umgestaltung wandern sie anschließend als Silber- oder Blankaal zur Fortpflanzung wieder tausende Kilometer zurück in die Sargassosee, ohne unterwegs noch einmal Nahrung aufzunehmen. Dort laichen die Aale ab und sterben.

Das Vorkommen des Europäischen Aals erstreckt sich über die Atlantikküste Nordafrikas und Europas einschließlich Nordsee, Ostsee, Mittelmeer und Schwarzes Meer. Darüber hinaus bildet der Europäische Aal eine sogenannte panmiktische Population, d.h. bei ihm gibt es keine getrennten Bestände, sondern innerhalb des Verbreitungsgebiets handelt es sich um einen einzigen Gesamtbestand.

Bestandssituation und Gefährdungsfaktoren

Der Zustand des Europäischen Aals ist besorgniserregend, seine Bestände gehen in allen Stadien seines Lebenszyklus (Glasaal, Gelbaal, Blankaal) seit Jahrzehnten stark zurück. Beispielsweise betrug 2017 die Anzahl der Glasaale, die mit dem Golfstrom an der Nordseeküste ankamen, nur noch 1.6% dessen, was in den Jahren des Referenzzeitraums 1960-1979 ankam.

Seit 2008 gilt der Europäische Aal nach der Klassifizierung diverser Umweltschutzverbände als „vom Aussterben bedroht“, der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hat ihn als „außerhalb sicherer biologischer Grenzen“ eingestuft. In Deutschland steht der Europäische Aal bereits seit 1998 auf der Roten Liste gefährdeter Arten.

Zu den verschiedenen seither eingeführten Schutzmaßnahmen gehörte u.a. die Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten, sogenannte Aal-Managementpläne für ihre Gewässer zu erstellen. Ungeachtet dieser Bemühungen befindet sich die Aalpopulation weiterhin in einem kritischen Zustand.

Erschwert werden diese Bemühungen durch den Umstand, dass das Wissen hinsichtlich des oben beschriebenen Lebenszyklus des Aals bis heute Lücken aufweist, wodurch die genauen Ursachen für den Rückgang des Bestandes zum Teil eher vermutet als bestimmt werden können. Darüber hinaus verbringt der Aal seine jeweiligen Lebensphasen in unterschiedlichen Lebensräumen, so dass sich die jeweiligen Gefahrenquellen zeitweise kumulieren.

Als prominenteste Gefährdungsfaktoren gelten u.a.:

– Verbauung von Gewässern und Wasserkraftnutzung: Diesen Faktoren kommt eine besondere Bedeutung für den Aal als Wanderfisch zu. Insbesondere durch die Turbinen der Wasserkraftwerke werden die Aale oft getötet oder schwer verletzt.

Das vollständige Positionspapier findest du hier