Projekt Hagener Au
Projektleitung: Philiph Naumann und Fiete Marthiensen
Ziel: Die Hagener Au und ihre direkten Zuflüsse unterhalb des Passader Sees sollen naturnah weiterentwickelt werden. Dazu sollen insbesondere die longitudinale Durchgängigkeit im gesamten Gewässersystem der Hagener Au für Makro- und Mikrofauna erreicht werden, die naturnahen Bereiche gestärkt werden und die Gewässerrandbereiche erweitert und naturnah entwickelt werden.
Zentrale Aktivitäten: Umbau der Wehre in Lutterbek und Probsteierhagen
Abbildung 1: Die Salzwiesen im Mündungsbereich
Überblick Hagener Au
Die Hagener Au ist ein ca. 10 km langer Bach im Kreis Plön in Schleswig-Holstein. Sie beginnt mit dem Abfluss aus dem Passader See, fließt in nördlicher Richtung durch die Orte Probsteierhagen und Lutterbek und mündet zwischen Laboe und Stein in die Ostsee.
Streckenweise ist die Hagener Au in einem sehr naturnahen Zustand, Feuchtwiesen und naturnahe Auewälder sind hier beispielhaft zu nennen. Der Bachlauf ist nahe der Mündung begradigt und auf den letzten 50 Metern unterhalb der Kreisstraße 30 verrohrt. Zusammen mit dem Passader See bildet die Hagener Au ein geschütztes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet.
In der Hagener Au leben viele autochtone Fischarten. Diverse Weißfische wie Rotaugen, Rotfedern, Brassen sind hier anzutreffen. Raubfische wie der Hecht, Barsche, Aale und die Aalquappe sind hier ebenfalls heimisch. Einzelne Regenbogenforellen und Karpfen sind als nichtauthochtone Arten darüberhinaus anzutreffen. Sie stammen vermutlich aus der Fischzuchtanlage Kasseteiche, die über die Hagener Au entwässert.
Seltene Vogelarten wie der Eisvogel brüten an den Ufern der Hagener Au, ebenso kommt die Wasseramsel vor.
Flussabwärts des Lutterbeker Wehrs befinden sich die Laichplätze der Meerforelle. Die potentiellen Laichplätze oberhalb des Wehrs sind für die Meerforelle auf Grund der Wehrarchitektur nicht erreichbar.
Die Hagener Au ist vom MELUF als Vorranggewässer klassifiziert. Vorranggewässer sind Fliessgewässer, die auf Grund ihres Potentials mittelfristig in einen guten naturnahen Zustands überführt werden können. Um einen guten naturnahen Zustand zu erreichen, ist die longitudinale Durchgängigkeit von Fließgewässern für alle Lebewesen zwingende Voraussetzung. Wichtiger Meilenstein in diesem Kontext ist sicherlich der Umbau des Abflusses zur Hagener Au am Passader Sees. Hier wurde mit EU Fördermitteln ein Fischpass erbaut, der die Migration von Makro- und Mikrofauna in beide Richtungen ermöglicht. Die Wehre in Lutterbek und Probsteierhagen verhindern auf Grund ihrer Barriere Funktion derzeit die Erreichung des guten naturnahen Zustands für das gesamte Flusssystem. Zusätzlich müssen die landwirtschaftlichen Einträge reduziert werden.
Problematik/ Handlungsfelder
Im Folgenden werden die Problemfelder und geplante Maßnahmen kurz beschrieben
Verbauungen im Mündungsbereich
Die Verbauung im Mündungsbereich hindert die Au an der Ausbildung eines naturnahen Mündungsbereiches. Allerdings ist der Mündungsbereich so gestaltet, dass eine Fischmigration von z.B Aal und Meerforelle möglich ist. Auf Grund der straßenbaulichen Implikationen wird hier von einer Verbesserungsmaßnahme abgesehen.
Abbildung 2: Der Mündungsbereich ist komplett verbaut durch die Kreisstraße
Staustufe zwischen Mündung und Lutterbek
Ca. 2 km flussaufwärts der Mündung ist In diesem Bereich eine Bachquerung mit einer Betonstufe abgesichert worden. Die Bachquerung wird nicht mehr genutzt und verhindert eine Migration von Mikro- und teilweise Makrofauna. Meerforellen können diese Staustufe überwinden, andere Fischarten wie z.B. Stichlinge nicht.
Maßnahme: Entfernung der Staustufe und Ersatz durch Kieseinbringung (Minisolgleite)
Lutterbeker Wehr
Die Hagener Au wurde in Lutterbek zwecks Betrieb einer Mühle gestaut. Die Mühle ist seit langem nicht mehr in Betrieb. Die Au gabelt sich oberhalb der Mühle in 2 parallele Bachabschnitte. Der nördliche Teil wird zur Mühle hin gestaut, der südliche wird zwecks Fussgängerüberquerung gestaut. Beide Wehre sind für Mikro- und Makrofauna unüberwindbar.
Maßnahme: Der Wehr im südlichen Teil (Fussgängerbrücke) soll umgebaut werden und durch eine Solgleite ersetzt werden. Hierzu laufen bereits Planungen seitens de MELUF.
Abbildung 3: Das Lutterbeker Wehr ist sogar für Meerforellen nicht zu überwinden.
Probsteierhagener Wehr
Das Probsteierhagener Wehr befindet sich in der Ortsmitte von Probsteierhagen. Ursprünglich diente das Wehr einer Mühlenfunktion mit begrenzter Stauwirkung Die Mühle ist schon seit langem nicht mehr vorhanden. Über eine mehrstufige Wehrkonstruktion ist eine Migration selbst für schwimmstarke Salmoniden nicht möglich.
Maßnahme: Entfernung des Wehrs und Bau eines Fischpasses oder Solgleite. Diese Maßnahme ist bereits angestoßen und soll mit Hilfe des MELUF umgesetzt werden.
Einträge aus der Landwirtschaft
Im Bereich zwischen Lutterbek und Passader See gibt es einige an die Au angrenzende landwirtschaftliche Flächen mit teilweise intensiver Nutzung und wirtschaftlichem Ertrag. Entsprechend hoch sind in diesen Teilen die Einträge in das Gewässersystem mit Pestiziden und Nährstoffen.
Maßnahme: Es sind die verursachenden Flächen zu identifizieren und Möglichkeiten des Kaufs oder der Pacht zu evaluieren und ggf. umzusetzen.
Europäischer Flusskrebs
Die Hagener Au ist nachweislich Habitat für den europäischen Flusskrebs im letzten Jahrhundert gewesen. Derzeit muss davon ausgegangen werden, dass die Krebspest die Population vernichtet hat.
Maßnahme: Überprüfung der Hagener Au und umgebende Gewässer auf etwaige Flusskrebsbestände. Darauf aufbauend wird ein Konzept zum Aufbau/ Wiederansiedlung des europäischen Flusskrebses erarbeitet.